Sometimes, it’s the unexpected paths that shape our professional and personal journeys. In this reflective piece, Maria Schüller shares her experiences from a life-changing seminar during the summer semester of 2018. With humor and curiosity, she recounts how a simple typewriter and the fascinating Braille writing system influenced her studies and ultimately her career choice. A story about learning, new perspectives, and the pivotal questions that guide our paths in life.
From Dot to Cane
Summer semester 2018. I am sweating through both the summer heat and my plans for the upcoming winter semester. I have yet to choose a specific specialization in my bachelor’s degree in rehabilitation pedagogy, so I’m cherry-picking lectures whose titles and content appeal to me — including one seminar with the simple title “Braille.”
On the first day of the course, I get to know Dr. Zimmermann, the blind instructor, as well as the other students. I also meet the reliable Erika Picht. She’s a Braille typewriter who will accompany me throughout the seminar.
At the start, we students are given a simple overview of the Braille writing system in print on a small postcard. The black dots are raised slightly, though barely noticeable to the touch. However, the goal of the course isn’t for us to read with our fingers. Instead, it’s about learning the writing system, typing with the machine, and visually reading texts. This is also reflected in the course catalog’s description: “The practical focus of the seminar is on visually learning, reading, and writing German Braille.”
Additionally, we’re given “Braille for Beginners – How Can a Sighted Person Learn Braille?” by Heidi Theiß-Klee and an overview of key terms in Braille. Over the coming months, we delve step by step into the Braille writing system. By the end of the course, I’m convinced enough to choose blind and visually impaired education as my field of specialization.
To track our learning progress, we regularly complete practical exercises. Some take place during class, such as: “Use the Braille typewriter to write one of the quotes in print as German Braille.” Dr. Zimmermann would review and correct our work during the lesson. There are also homework assignments, which tend to be a bit more detailed. I must admit, I’m relieved not to have to lug a Perkins Brailler home and instead carry only my compact Erika in her red case.
The course concludes in February, and shortly afterward, I seamlessly begin my student internship at the Sehzentrum Berlin, a branch of the Vision and Support Center in Chemnitz.
A few weeks later, I am asked the decisive question: “Say, would you be interested in training as a rehab instructor?”
And that’s how I went from dot to cane.
– Maria Schüller, Germany, 33 years old, sighted, Rehabilitation Specialist for Orientation & Mobility / Daily Living Skills
Original German version
Manchmal sind es die unerwarteten Wege, die unsere berufliche und persönliche Zukunft prägen. In diesem Erfahrungsbericht nimmt uns Maria Schüller mit auf ihre Reise durch ein prägendes Seminar im Sommersemester 2018. Mit Humor und Neugier beschreibt sie, wie eine einfache Schreibmaschine und das faszinierende Brailleschriftsystem ihr Studium und letztlich ihre Berufswahl beeinflussten. Eine Geschichte über das Lernen, neue Perspektiven und die entscheidenden Fragen, die den weiteren Lebensweg formen.
Vom Punkt zum Stock
Sommersemester 2018. Ich brüte sowohl in der Sommerhitze als auch über meinem Plan für das kommende Wintersemester. Noch habe ich in meinem Bachelor-Studium der
Rehabilitationspädagogik keine feste Fachrichtung gewählt, ich picke mir also die Vorlesungen heraus, deren Titel und Inhalte mich ansprechen – und entscheide mich unter anderem auch für ein Seminar mit dem einfachen Titel „Braille“.
Am ersten Tag des Kurses lerne ich sowohl Herrn Dr. Zimmermann, den blinden Referenten, und die anderen Studierenden kennen, als auch die gute Erika Picht. Sie ist eine Brailleschriftschreibmaschine, die mich für den Rest der Veranstaltung begleiten wird.
Zunächst bekommen wir Studierenden eine einfache Übersicht des Braille-Schriftsystems in Schwarzschrift auf einer kleinen Postkarte ausgehändigt. Die schwarzen Pünktchen sind zwar taktil hervorgehoben, aber kaum spürbar – allerdings ist das Ziel des Kurses auch nicht, uns zu befähigen, mit den Fingern zu lesen. Vielmehr geht es darum, dass wir das Schriftsystem erlernen, mit der Maschine schreiben und sehend Texte aufnehmen. So steht es auch in der Kurzbeschreibung im Vorlesungsverzeichnis: „Der praktische Schwerpunkt des Seminars liegt auf dem visuell orientierten Erlernen, Lesen und Schreiben der deutschen Blindenvollschrift.“
Weiterhin erhalten wir „Punktschrift für Anfänger – Wie erlerne ich als Sehender die Blindenvollschrift?“ von Heidi Theiß-Klee und eine Übersicht über wichtige Begriffe der Brailleschrift. In den kommenden Monaten steigen wir damit Schritt für Schritt in das System der Braillevollschrift ein – und ich bin schließlich so weit, dass ich die Blinden- und Sehbehindertenpädagogik als meine feste Fachrichtung auswähle.
Um die Lernfortschritte festzuhalten, finden regelmäßige praktische Übungen statt. Einerseits im Unterricht selbst, wie z.B. „Schreiben Sie eines der Zitate in Schwarzschrift mit der Brailleschreibmaschine in der Braille-Vollschrift auf.“ Kontrolliert und korrigiert wurde von Herrn Zimmermann direkt im Unterricht. Andererseits gibt es auch Aufgaben, die daheim erledigt werden und dementsprechend auch etwas ausführlicher sind. Ich gebe zu, dass ich ganz froh bin, keinen Perkins-Brailler nach Hause tragen zu müssen, sondern nur meine kleine Erika in ihrem roten Koffer.
Der Kurs endet im Februar, und fast nahtlos begann ich im Anschluss mein Studentisches Praktikum am Sehzentrum Berlin, einer Außenstelle des Seh- und Förderzentrums Chemnitz.
Und dort wird mir wenige Wochen später die entscheidende Frage gestellt: „Sag mal, hättest du Interesse an der Ausbildung zur Reha-Lehrerin?“
Und so kam ich vom Punkt zum Stock.
• Maria Schüller, Deutschland, 33 Jahre, sehend, Reha-Fachkraft für Orientierung & Mobilität / Lebenspraktische Fähigkeiten
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